Entlang der Coral Cost

Unser Weg nach Süden führt uns an die Coral Coast. An der Küste vorgelagert liegt der kleine Bruder des weltberühmten Great Barrier Reef, das Ningalooreef. Das 260 Kilometer lange Riff liegt teilweise in nur 100 Metern Entfernung vor der Küste. Zusammen mit den Fakten, dass hier Walhaie sehr häufig vorkommen, lockt es uns nach Exmouth. Doch was wir vorfinden, ist alles andere als verlockend. Tiefgrauer Himmel, mit heftigen Regenschauern und wildem Meer. Es wird Zeit, dass wir den Schlafsack wieder ausgraben. Zu kalt ist es nachtsüber. Das Kaff bietet leider auch nicht allzuviel. Nebst einem Einkaufsladen und einer Bäckerei dominiert das Geschäft mit den Ausflügen zum Riff. Walhaie hier, Walhaie da – die Preise sind umwerfend..teuer!Wir verbringen einen ganzen Tag im Camper und hoffen auf besseres Wetter. Hätten wir uns nur schon da auf die Touristeninfo gewagt. Seit Ende März ist es obligatorisch, die Übernachtungsplätze im Nationalpark online zu buchen. Tja, als wir diese Notiz an der Türe der Information sehen, sind die Campingplätze die kommenden zwei Wochen total ausgebucht. Schade drum. So brechen wir unsere Zelte ab und fahren nach Coral Bay.

Hier scheint die Sonne und es ist eingermassen warm. Nach dem kleinen Rückschlag in Exmouth freuen wir uns, endlich am Riff schnorcheln zu können. Bis der erste Zeh im Wasser ist und sich schlagartig alles zusammen zieht. Heilige Scheisse, das kommt ja einem Aareschwumm im frühen Frühjahr gleich… Wir schauen einander an und denken beide dasselbe: Da müssen wir durch! So stürzen wir uns, während andere im Neopren plantschen, nur mit Badezeugs in die Fluten. Als sich der erste Schock gelegt hat, bewundern wir das Riff, welches wirklich in einem sehr guten Zustand ist. Doch mehr irgendwie auch nicht. Wir sind nach unseren Tauch- und Schnorchelerlebnissen in Indonesien und zuvor auf den Malediven wohl langsam einfach zu anspruchsvoll. Schlotternd und mit leichten Ohrenschmerzen von der Kälte versuchen wir uns in der Nachmittagssonne wieder aufzuwärmen. Der Platz gefällt uns trotzdem! Ähnlich schnell schlapp wie wir beim Schnorcheln, macht irgendwie auch unsere Batterie im Camper. Doch nicht von, sondern für die Kälte. Wäre sie doch verantwortlich unseren Kühlschrank in anständiger Temperatur zu halten. Viel länger als 6 Stunden macht sie das Spielchen jedoch selten mit. Am Strand von Coral Bay geraten wir ins Gespräch mit zwei australischen Ehepaaren, die dasselbe Camperli fahren. Ihre Batterie mache jedoch bis zu zwei Tagen ohne Strom mit. Aha, in Gedanken klingelt bei mir das Telefon zur Vermieterhotline schon.

Am nächsten Morgen stehen wir in einer Werkstatt. Während der Garagist die Batterie prüft, beschäftigen wir uns mit seinen Hunden. Nach kurzer Zeit haben wir die Gewissheit: Die Batterie ist genau so erschöpft wie die Vierbeiner auch. Wohl ist es aber nicht das erste Mal, dass der junge Australier es mit Mietwagen zu tun hat. Das Telefon mit Apollo führt er gleich selber, die Batterie ist flugs ersetzt und die Rechnung geht direkt an unseren Vermieter. Die einzige Quittung die wir erhalten, ist der versabberte Ball, den die Hunde in unser Chärreli schmuggelten.

So suchen wir uns für die nächste Nacht einen richtigen Schlafplatz – fernab von jeglichem Strom. Eine typische australische Offroadstrasse führt uns ans Meer. Das Auto erhält endlich einen roten, staubigen Anstrich. Um dem Ausflug auch den entsprechenden Abenteuergrad zu verleihen, verbuddle ich die Hinterachse beim Wegfahren im Sand. Erst ein herbeigeeilter Aussie zieht uns dann wortwörtlich aus dem Schlamassel.
Beim nächsten Stopp bewegen wir uns hingegen auf sicherem Untergrund. Auch wenn der erste Blick täuscht. Der kilometerlange Strand erweckt den Eindruck, dass er aus weissem Sand besteht. Vielmehr sind es aber Millionen kleiner Muscheln, welche sich hier am gleichnamigen „Shell Beach“ teils bis zu vier Meter hoch stapeln. Experten rätseln, weshalb gerade hier die Ansammlung derart riesig ist. Die Salzkonzentration, welche in der Shark Bay fast doppelt so hoch ist, wie sonst im Meer, trägt sicher einiges dazu bei. Nebst den Muscheln fühlen sich in der Bucht auch viele Dugongs wohl, die ihrerseits die Haie anlocken. Daher wohl auch der Name Shark Bay. Hauptattraktion des Weltnaturerbes sind jedoch die Delfine. Seit sie in den frühen 1960 Jahren am Strand gefüttert wurden, kehren sie fast täglich zum Strand von Monkey Mia zurück. Auch am Tag als wir uns an den Strand begeben haben wir Glück. Die cleveren Tiere wissen jedoch genau: Mehr als zwei Fische gibts vom Ranger nicht. Schliesslich will man die Delfine nicht dressieren.
Klare Verhaltensregeln gelten jedoch für die Touristen, die im Park übernachten wollen. Hier wird eine Erlaubnis verlangt, welche normalerweise per Telefon zu kriegen ist. Da aber partout niemand mit uns reden will, bleiben wir auch so an diesem schönen Plätzchen. Am nächsten Morgen werden wir von einem Klopfen an der Türe geweckt. War ja klar – ein Ranger will unsere Erlaubnis einsehen. Wir sind im wohl sympathisch, denn er erzählt uns sein halbes Leben, inkl. Drogengeschichte, aber kein Wort von einer Busse.


Die Eintrittsgebühr für den Kalbarri Nationalpark bezahlen wir dann vorneweg beim Tourismusbüro. Mit einem Western Australia Nationalparkspass bewaffnet, machen wir uns auf zu einem der meist fotografierten Stellen im Park: Dem Natural Window. Doch viele kehren nach der Sehenswürdigkeit und dem Spaziergang von 500m wieder um und verpassen das Schönste. Wir sehen auf unserer Wanderung durch die Schlucht des Murchison Rivers mehr Kängurus als je zuvor. Ab sofort haben wir insgesamt mehr lebende als tote Tiere gesehen.
Während wir in Richtung Süden fahren, purzeln mit den Breiten- auch die Temperaturgrade. Schon komisch, während bei uns die Vögel im Winter in den Süden fliegen, fliegen sie hier wohl in den Norden.

Trotz der vielen schönen Strände und vorgelagerten Riffe: Uns ziehts definitiv nicht mehr ins Wasser. Die Daunenjacke gehört von nun an zur Tageskleidung.

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